Gastarbeit und Migration
Nachlass des türkischen Dolmetschers und Archivars in Stadtallendorf Hakki Becermen (1931-2024), Ausschnitt
Von 1955 bis 1973 reicht eine Periode der Wirtschaftspolitik, die sich zu einem besonderen Kapitel der Geschichte der Bundesrepublik entwickelte - die Anwerbung von "Gastarbeitern" und der staatlich organisierten Arbeitsmigration. Mit dem deutsch-italienischen Anwerbeabkommen unter Bundeskanzler Konrad Adenauer im Jahr 1955 beginnend, folgten nach diesem Muster Vereinbarungen mit Spanien (1960), mit Griechenland (1960), mit der Türkei (1961), mit Marokko (1963), mit Südkorea (1963), mit Portugal (1964), mit Tunesien (1965) und schließlich mit Jugoslawien (1968). Die Abkommen wurden erst ausgesetzt mit der Wirtschaftsflaute im Zuge der internationalen Ölkrise und dem damit zusammenhängenden Anwerbestopp in der Bundesrepublik 1973.
Im Industriestandort Stadtallendorf prägten vor allem italienische und türkische Arbeitnehmer*innen die weitere Entwicklung der Stadt ab den 1960er Jahren. Die Internationalisierung und Modernisierung, die mit der sich entfaltenden Industrialisierung auch den Rüstungsaltstandort Stadtallendorf erreichte, prägten das Miteinander in der Stadt und das Stadtbild. Die Arbeitsmigration schreibt ein wesentliches Kapitel der Demokratisierung und der Demokratiegeschichte Stadtallendorfs.
Mit dem Nachlass des türkischen Dolmetschers und Archivars von Stadtallendorf Hakki Becermen (1931-2024) verfügt das DIZ Stadtallendorf über ein ausgedehntes, privat entstandenes Archiv eines politischen Repräsentanten und Zeitzeugen über "Gastarbeit" und Arbeitsmigration in der Bundesrepublik.